
Gründung mit Franchise
Beim Franchising eröffnet ein Franchise-gebendes Unternehmen (Franchisegeber, FG) interessierten Gründerinnen und Gründern die Möglichkeit, sich mit seinem Geschäftskonzept selbständig zu machen. Für diese Lizenz wird häufig eine Einstiegsgebühr und eine monatliche Gebühr an den Franchisegeber (FG) entrichtet. Im Gegenzug erhalten sie das Nutzungsrecht für das am Markt eingeführte Geschäftsmodell und eine bereits etablierte Produkt- oder Dienstleistungsmarke.
Für den Franchisegeber bedeutet jeder weitere Franchisenehmer (FN) eine Erweiterung seines Aktionsradius. Für den Franchisenehmer wiederum zählen der Bekanntheitsgrad des Franchise-Angebots und ein damit verbundener „Vertrauensvorschuss“ bei der Kundschaft. Außerdem können ihm die Hilfestellungen durch den FG den Einstieg in die Selbständigkeit erleichtern. Unter dem Strich kann dies das unternehmerische Risiko verringern.
Das Konzept geht offensichtlich auf. Die deutsche Franchise-Wirtschaft ist in der Vergangenheit kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile sind auf dem deutschen Markt nach Angaben des Deutschen Franchiseverbands knapp 1.000 Systeme mit insgesamt rund 140.000 Franchise-Nehmern zu finden. Dort sind nahezu 750.000 Beschäftigte tätig, die im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 135 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Die Nase vorn haben dabei Systeme aus dem Dienstleistungsbereich, gefolgt von solchen aus Gastronomie, Handel und Handwerk.
Wie bei jeder Gründung ist auch im Franchising der Erfolg wesentlich von der Person und dem Einsatz der Unternehmerin bzw. des Unternehmers abhängig. Außerdem kommt es darauf an, sich für das richtige System zu entscheiden. Nicht jedes Angebot ist empfehlenswert. Wie man das richtige System findet und worauf man beim Franchising achten sollte, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.
Der FN ist selbständig und arbeitet auf eigene Rechnung. Das unmittelbare Tagesgeschäft ist allein seine Sache. Das Franchise-gebende Unternehmen ist für die Weiterentwicklung, Vermarktung und Kontrolle des Geschäftskonzepts verantwortlich. Darüber hinaus bietet es häufig Dienstleistungen an, beispielsweise im Bereich Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Anfallende Kosten werden hier nicht selten unter allen Franchisenehmern geteilt.
Das System erhält beim Einkauf wegen seiner Größe günstigere Einkaufskonditionen, die allen Netzwerkpartnerinnen und -partnern zugutekommen. Und dadurch, dass man sich einem großen Unternehmensnetzwerk anschließt, kann man außerdem von dessen unternehmerischen Erfahrungen profitieren.
Dank der Hilfen und Entlastungen durch das Franchise-gebende Unternehmen können sich Gründerinnen und Gründer verstärkt darauf konzentrieren, ihren Betrieb vor Ort aufzubauen, ihre Kundschaft kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Allerdings müssen sie sich in der Regel an ein bestimmtes Unternehmenskonzept und straffe Marketingvorgaben halten, die allen Partnerinnen und Partnern durch den gemeinsamen Markenauftritt des Systems auferlegt werden. Dies begrenzt den unternehmerischen Entscheidungs- und Gestaltungsfreiraum. Einfluss ist hier eventuell möglich durch die Mitbestimmung über Beiräte oder ähnliche Gremien.
Genau prüfen
Bevor man sich für ein System entscheidet, sollte man es auf Herz und Nieren prüfen. Schließlich bindet sich der FN auf längere Zeit wirtschaftlich und rechtlich fest an ein Partnerunternehmen. Da ist es wichtig, dass die wirtschaftlichen Rahmendaten, die gemeinsamen Interessen und die Zielsetzungen zueinander passen.
Im Vertrag ist zumeist eine Grundausbildung durch den FG vorgesehen. Bei dieser Schulung geht es um grundlegende betriebswirtschaftliche Belange. Sie soll Gründerinnen und Gründer in die Lage versetzen, den eigenen Betrieb selbständig und eigenverantwortlich zu führen. Außerdem gewähren viele FG im Vertrag Gebietsschutz. Damit ist gemeint, dass keine Konkurrenz sich im Einzugsbereich ansiedeln darf.
Mancher FG liefert kaum mehr als die Erlaubnis, sein Konzept zu nutzen. So fehlen eventuell eine kontinuierliche betriebswirtschaftliche Unterstützung, die Vermittlung von Fachwissen, Beratung und Hilfe und eine erkennbare Fortentwicklung des Systems.
Vorteile
- Schneller Markteintritt durch bestehende und etablierte Konzepte
- Minimiertes Gründungsrisiko durch Know-how des FG
- Ausgereifte Marketingstrategie durch Unterstützung der Systemzentrale
- Einkaufsvorteile durch besondere Konditionen beim gemeinsamen Einkauf
- Gemeinsam stark durch verlässliche Verhandlungsposition bei der Beschaffung von Fremdkapital
- Das Wesentliche im Fokus durch die Chance für jeden FN, sich vor Ort auf seine Kernkompetenzen und den Kundenkontakt zu konzentrieren
Nachteile
- An Spielregeln halten: FN haben nur begrenzte unternehmerische Freiheiten.
- Teil eines Systems: Sie müssen regelmäßig Gebühren an den FG entrichten.
- Alle für einen, einer für alle: Wenn der Ruf der Marke durch einen beschädigt wird, betrifft dies alle FN.
Unbedingt beachten
- Neuheit
Vorsicht bei Systemen, die erst seit kurzem auf dem Markt sind. Das Konzept kann noch nicht erprobt sein. Die Gefahr zu scheitern ist unter Umständen größer als bei etablierten Konzepten. - Pilotprojekt
Vorsicht, wenn der FG sich weigert, mindestens zwei Pilotprojekte zu benennen und die wirtschaftlichen Eckdaten aufzudecken. Ohne Einblick in das Zahlenwerk keine Unterschrift leisten. - Referenzen
Finger weg, wenn der FG nicht bereit ist, Referenzen zu benennen. Mehrere FN Ihrer Wahl sollten Sie nach deren Erfahrungen befragen. Fragen Sie nach der betriebswirtschaftlichen Seite des Systems und der Partnerschaft mit dem FG. - Franchise Handbuch
Vorsicht, wenn es kein Handbuch gibt. Seriöse FG haben das. - Zeitdruck
Lassen Sie sich Zeit. Haben Sie alles verstanden? Lassen Sie sich nie unter Druck setzen. Schließen Sie nie einen Vertrag ab, ohne das Vertragswerk und die kaufmännischen Unterlagen sorgfältig geprüft zu haben (mit fachkundiger Beratung).
(Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, www.bmwi.de)
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